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England: Mit Greenwashing macht sich der West Cumbria Mining Konzerns den Weg frei für das erste neue Kohlebergwerk

Zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten wird in Großbritannien wieder ein neues Kohlebergwerk entstehen – obwohl das Land bis 2025 den Kohleausstieg schaffen und bis 2050 netto null CO2-Emissionen erreichen will. Damit es in diese Pläne passt, hat West Cumbria Mining seine ursprünglichen Pläne, die Mine 50 Jahre lang zu betreiben, korrigiert. Der Konzern reagiert damit auf die neuen Klimaziele Großbritanniens und verspricht nun, dass 2049 wieder Schluss sein soll – ein Jahr vor dem Zieldatum.

Damit wolle man "den Wandel zu einer Netto-Null-Kohlenstoffwirtschaft anerkennen", lässt WCM verlauten. Und nicht nur das. Mittlerweile stellt das Unternehmen, dem neuen klimafreundlicheren Zeitgeist entsprechend, seine Pläne regelrecht als Öko-Projekt dar. Man wolle eine große Kohlenstoff-Senke aufbauen und 250.000 neue Bäume pro Jahr pflanzen, heißt es nun. Sogar beim CO2-Einsparen soll die neu geförderte "Stahl-Kohle" helfen können – indem Kohleimporte etwa aus den USA vermieden würden. Doch bis dahin werden beim Verbrennen der neu geförderten WCM-Kohle viele Millionen Tonnen CO2 zusätzlich entstehen – und damit das CO2-Budget sprengen, das eigentlich für das 1,5-Grad-Ziel eingehalten werden sollte. Anfang Oktober 2020 gab darauf hin uach die lokale Verwaltung endgültig grünes Licht für das Projekt. Die neue Mine soll in der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands entstehen. 1986 wurde hier das letzte Bergwerk geschlossen. Die Gegend war Jahrzehnte lang Kohleregion. Schätzungen zu folge wird durch die neue Mine ein zusätzlicher CO2-Ausstoß von 8,4 Millionen Tonnen jährlich verursacht. Schon seit 2014 treibt der Konzern West Cumbria Mining (WCM) mit großem Aufwand seine Pläne für eine neue Kohlemine voran. Woodhouse Colliery soll das Bergwerk heißen. Das Unternehmen, das dem auf Bergwerksgeschäfte spezialisierten australischen Investor EMR Capital gehört, vermutet vor der Küste von Whitehaven unter dem Meeresboden 750 Millionen Tonnen Steinkohle. Vor Ort wirbt West Cumbria Mining vor allem mit den neuen Jobs, die durch die Mine entstehen sollen. Wie viele ehemalige Kohleregionen hat auch Cumbria mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Als das letzte Bergwerk schloss, gingen 3.500 Jobs verloren. Um was für Arbeitsplätze es sich handelt und ob auch indirekte Beschäftigungseffekte eingerechnet sind, ist dabei nicht ersichtlich. Mitte Oktober riefen 13 unabhängige Klimaexpert/innen in einem offenen Brief zum Stopp des Projekts auf. Dasselbe forderten auch Initiativen, die sich gegen das Kohleprojekt richten, in einer Petition. Neben dem hohen CO2-Ausstoß verweisen sie darin auch auf den Nuklearkomplex Sellafield, der nur wenige Kilometer von der neuen Mine entfernt liegt. Wenn in unmittelbarer Nähe zu Sellafield unter dem Meeresboden Kohle abgebaut wird, könnte dies möglicherweise Erdbeben auslösen und zu einer radioaktiven Verseuchung führen, argumentieren sie. Auf dem Sellafield-Gelände werden große Mengen an Atommüll aufbewahrt, von dem Radioaktivität in die Umgebung gelangen könnte.