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Ukraine: Bergarbeiter setzen sich über Streikverbot hinweg und treten in den Streik

wir haben von unseren Bergleuten aus der Ukraine folgende Information zu diesem Artikel erhalten: "Ich habe die Situation in unserer Mine 9 sorgfältig untersucht. Leider stellte sich heraus, dass es bei weitem nicht so einfach war, wie in dem Artikel beschrieben. Dieses Bergwerk befindet sich in staatlichem Besitz und wird vom Energieministerium kontrolliert. Das Ministerium hat einen neuen Direktor ernannt, und der alte Direktor hat Widerstand organisiert.

Dieser Kampf hat sich dadurch verschärft, dass Gelder aus dem Haushalt für den Kauf von Kohle bereitgestellt werden und das Bergwerk die Möglichkeit hat, Kohle zu verdienen und zu fördern. Mit anderen Worten, wir sehen, dass es sich nicht um einen Kampf für die Rechte der Arbeiter handelt, sondern um einen Kampf zwischen den Direktoren darüber, wer die Mine ausrauben wird, wenn das Geld reinkommt. Für den alten Direktor ist es natürlich einfacher, einen Teil der Arbeitnehmer auf seine Seite zu ziehen. Leider ist es eine typische Situation in der Ukraine, wenn der Kampf verschiedener Fraktionen um die Kontrolle der staatlichen Bergwerke als "Arbeiterkampf" der Bergleute selbst dargestellt wird. Mit proletarischem Gruß" Das zeigt, wie kompliziert die Situation in der Ukraine für die Bergarbeiter ist und wie wichtig, sich Klarheit zu verschaffen, was hinter den Dingen steckt. Nun folgt der Artikel:

Wie wir aus dem Nachrichtendienst openDemocracy erfahren haben, riefen die Bergleute am 14. September zu einem Streik auf. Der Streik im Bergwerk Nr. 9 in der Stadt Novovolynsk ist der erste größere Arbeiterprotest in der Ukraine seit der Verhängung des Kriegsrechts durch die ukrainische Regierung, das alle Proteste und Streiks verbietet. Die Bergleute haben im vergangenen Monat die Einstellung eines neuen Direktors verhindert. Grund war, dass dieser zu einem Veruntreuungsskandal in einem anderen Bergwerk in der Region in Verbindung gebracht wurde. Angeblich sei die Ernennung auf Anweisung der örtlichen Smotriashchiy - ein Begriff für das Netz korrupter inoffizieller Aufseher im ukrainischen Kohlesektor - erfolgt. Für die Bergleute haben die Bemühungen, die Kontrolle über das Bergwerk zu übernehmen, eine neue Stufe erreicht, und die Bergleute sind in den Streik getreten, um ihre Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu schützen. Wolodymyr Zelenskij hatte zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, die Korruption im Kohlesektor auszumerzen. Die Arbeiter der Mine Nr. 9 bringen die jüngsten Ernennungen mit der möglichen Rückkehr korrupter Praktiken in Verbindung. Aber auch mit Schließungsplänen der Mine Nr. 9 2023. Die Bergleute beschreiben haarsträubende Ereignisse. So traf am 9. September ein neuer Manager mit einem Anwalt und einem Dutzend privater Sicherheitsleute in der Mine Nr. 9 ein. Zu dieser Zeit hielt der amtierende Direktor Volodymyr Yurkiv eine Sitzung ab. Der neue Manager, Serhiy Trotsko, versuchte Yurkiv und die anderen aus dem Büro zu entfernen. Trotsko rechtfertigte sein Verhalten damit, dass er vom ukrainischen Energieministerium neu ernannt worden sei, hielt es aber nicht für nötig eine Kopie der Ernennungsurkunde vorzuzeigen. so Yurkiv. (Das Ministerium bestätigte openDemocracy am 14. September, dass es Trotsko ernannt hatte). Daraufhin kam es zu einer Konfrontation zwischen den Bergarbeitern und Trotsko und seinem Sicherheitsteam. Yurkiv wurde nach einem früheren Protest im August vom Ministerium zum Chefingenieur degradiert. Er kritisierte, dass die Ernennung Trotskos nicht nach einem ordnungsgemäßen Verfahren erfolgt sei und er die Mine Nr. 9 ohne Auftrag betreten hätte. Trotsko erzählte dem lokalen Medienunternehmen Bug, dass er private Sicherheitsleute zum Bergwerk Nr. 9 in Novovolynsk mitgebracht habe, "damit keine physische Gewalt" gegen ihn angewendet werde. Weiterhin behauptete er, dass die Proteste im Bergwerk Nr. 9 von einer "bestimmten Gruppe von Bergleuten" angezettelt wurden, für die ein Wechsel des Managements das Ende ihrer Arbeitsplätze bedeuten würde. Nach Angaben des Energieministeriums hat das Bergwerk Nr. 9 seine prognostizierten Kohlereserven nahezu erschöpft. Das Bergwerk soll im Jahr 2023 geschlossen werden - und die Bergleute befürchten, dass Änderungen im Management zu einer früheren Schließung führen könnten. Andriy Syniuk, der Leiter der Abteilung für Kohleindustrie des Ministeriums, erklärte gegenüber openDemocracy, dass er und seine Abteilung "nichts mit der Situation im Bergwerk Nr. 9 zu tun haben". Syniuk begleitete bereits am 2. August einen vorgeschlagenen neuen Manager, Viktor Heraschtschenko, nach Novovolynsk - doch Arbeiter versperrten ihnen den Weg zum Bergwerk. Die Bergleute sprachen Trotsko auf einer Vollversammlung am 9. September in Anwesenheit des neuen Direktors kollektiv das Misstrauen aus. Daraufhin rief Trotsko die Polizei, um eine Anzeige wegen Behinderung seiner Arbeit zu erstatten. Das Hauptbüro der Staatspolizei in der Region Volyn teilte openDemocracy mit, dass die Polizei eine Untersuchung wegen angeblicher Behinderung der rechtmäßigen Geschäftstätigkeit im Bergwerk Nr. 9 eingeleitet habe. Gegenüber openDemocracy sagte Trotsko, er habe den Anwalt und das private Sicherheitsteam selbst eingestellt. Sowohl die Leitung des Bergwerks Nr. 9 und Mykhailo Volynets von der Bergarbeitergewerkschaft waren enttäuscht darüber, dass sie das Energieministerium nicht erreichen konnten. Volynets reichte sogar eine offizielle Beschwerde bei den ukrainischen Strafverfolgungsbehörden über Trotskos Versuch der Übernahme ein. Er sieht einen Zusammenhang mit der Ankündigung der ukrainischen Regierung, einen Fonds in Höhe von 2,5 Milliarden Griwna (58 Millionen Pfund) für den Kauf von Kohle für die Wintersaison einzurichten, was die Heizungssysteme des Landes erheblich belasten dürfte. Zelenskijs Versprechen zur Ausmerzung der Korruption habe den Arbeitern des Bergwerks Nr. 9 Hoffnung für die Zukunft gegeben, sagt Yurkiv und fügt hinzu, dass die Bergleute zur Arbeit zurückkehren wollen, "unter der Bedingung, dass [Trotsko] geht. … Ich versuche nicht, meinen Job zu behalten - das wäre ein falscher Eindruck. Ich möchte, dass [das Bergwerk Nr. 9] am Leben bleibt und, was am wichtigsten ist, dass es funktioniert". Es ist nicht das erste Mal, dass Trotsko versucht, eine Führungsposition in der Kohleindustrie zu übernehmen und dabei auf Widerstand stößt. Vor drei Jahren versuchte er, mit Hilfe eines Anwalts, der zum Standort reiste, einen Posten als Direktor von Lvivvuhillia, dem staatlichen Kohleunternehmen in der Region Lviv, zu bekommen. Er scheiterte, nachdem Kohlearbeiter ihn daran hinderten, das Gebäude zu betreten. Die Mobilisierung im Bergwerk Nr. 9 ist nicht der einzige Protest in den westukrainischen Kohlefeldern während des russischen Einmarsches in das Land. Anfang September protestierten die Arbeiter des Bergwerks Nadiya in der Region Lviv, nachdem Trotsko, der 17 Jahre lang in diesem Bergwerk gearbeitet hatte, einen neuen Manager vorgestellt hatte. Daraufhin weigerte sich eine Gruppe von sechs Bergleuten drei Tage lang, an die Oberfläche zu kommen. Unterstützt den Kampf der ukrainischen Bergleute und schreibt Solidaritätsbriefe an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wir werden sie gerne weiterleiten an unsere Kontakte in der Ukraine