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Abschlusserklärung der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz Kein Kampf darf mehr alleine stehen! Länderübergreifende Solidarität, Koordination und Kooperation sind das Gebot der Stunde!

Die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz (IMC) vom 31. August bis 3. September 2023 war ein großer Schritt vorwärts im internationalen Zusammenschluss der Bergarbeiter der Welt. 35 erfahrene Delegierte aus 19 Ländern(s.1) tauschten Meinungen und Erfahrungen aus und beschlossen mit großer Ernsthaftigkeit eine zukünftig noch engere und schlagkräftigere Zusammenarbeit.

Die tatsächliche Reichweite der Konferenz ist noch deutlich größer: 30 Delegierten
aus 18 Ländern wurde mit Visa-Schikanen der Abschottung der EU im Schengenraum die Ein-
reise verwehrt. Die Konferenz protestierte in aller Entschiedenheit gegen die rigorosen büro-
kratischen Maßnahmen, die eindeutig den selbstorganisierten Zusammenschluss der Bergleu-
te in ihren Basisgewerkschaften und -organisationen zu untergraben versucht. Es ist ihnen
nicht gelungen! Alle unterdrückten Delegationen waren in der ein oder anderen Form mit uns.
Nach der 1. IMC in Arequipa/ Peru im Jahr 2013 und der 2. IMC 2017 in Ramagundam/Indien
tagte die 3. IMC diesmal im Kali-Bergbaugebiet Thüringen/Deutschland. Seit der ersten Konfe -
renz ist die Zahl der Bergleute der Welt auf 50 Millionen angewachsen – eine gewaltige Kraft
und Verantwortung!
Hintergrund dieser gewachsenen Größe ist der gierige Hunger der internationalen Bergbau-
monopole wie aus USA, China, Indien und der EU und die erbitterte kapitalistische Konkurrenz
um Rohstoffe, billige Arbeitskräfte und Märkte. Er bedeutet nicht nur Wirtschaftskrieg, sondern
verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung der Bergleute. Dazu gehört auch die Militarisie-
rung ganzer Bergbauregionen, sowie Kriminalisierung, Entführung und Ermordung von Ge-
werkschaftern. Ein Drittel der 50 Millionen Bergleute sind Frauen, meist im wachsenden infor -
mellen Bergbau, der auch vor der Ausbeutung von Kindern nicht Halt macht. Die Löhne rei -
chen vorne und hinten nicht, vor allem angesichts der horrenden Inflation. An Arbeitssicherheit
wird gespart – das Ergebnis sind zehntausende Arbeitsunfälle und tausende von toten Berg-
leuten. Insbesondere der Ausbau des Tagebaus zerstört die Natur und vertreibt die Menschen
aus ihrem angestammten Lebensraum. Diese kapitalistische und imperialistische Herrschaft,
unterstützt von der staatlichen Politik, führt nicht zuletzt in kriegerische Auseinandersetzungen
mit unendlichem Leid und in eine globale Umweltkatastrophe mit der Gefahr der Zerstörung
der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit.
Das zeigte sich deutlich in 27 Länderberichten. Doch vor allem zeigten sie die Kraft der inter-
nationalen Bergarbeiterschaft. In zahlreichen Ländern werden harte Kämpfe geführt. Um
höhere Löhne, Arbeitsschutz, politische Rechte im Betrieb und Streikrecht. Aber diese Kämp-
fe stehen oft noch alleine. Das muss sich ändern!
Die 1. und 2. Bergarbeiterkonferenz 2013 und 2017 haben wichtige Grundlagen für die Koordi-
nation unserer Kämpfe gelegt. Sie werteten die reichhaltigen Erfahrungen dazu aus. Aber heu-
te verpflichten wir uns, zukünftig noch mehr Verantwortung füreinander zu übernehmen. Wir
bauen die Alleinstellungsmerkmale unserer internationalen Solidarität und Zusammen-
arbeit aus:

  1. 1. Es kommt auf die tatsächliche, praktische Solidarität, Koordination und Kooperati-
    on unserer Kämpfe an. Schon im Vorfeld von Kämpfen und erst recht in ihrem Verlauf
    müssen wir uns gegenseitig auch durch gegenseitige Besuche informieren und vonein-
    ander lernen. Diese Informationen, die internationale Solidarität und die Organisierung
    der Zusammenarbeit von Solidaritätsresolutionen über Geldsammlungen, Solidaritäts-
    besuchen bis hin zu Solidaritätsstreiks müssen um die Welt gehen. Die Koordinierung
    wurde dazu auch auf kontinentaler Ebene gestärkt.
  2. 2. Wir Bergleute und unsere Familien an der Basis der Gewerkschaften und der Bewe-
    gungen kennen die harte Realität in den Betrieben und in unserem Leben. Wir bauen
    unsere Kompetenz weiter aus und vertiefen auch unsere Kenntnisse über die interna-
    tionalen Bergbaumonopole und die Rohstoffpolitik der imperialistischen Länder. Wir ha-
    ben dafür in neun Foren(s.2) Meinungen und Erfahrungen ausgetauscht und die künftige
    Zusammenarbeit themenbezogen konzipiert.
  3. 3. Die 3. internationale Bergarbeiterkonferenz bekräftigte die beschlossenen internatio-
    nalen Kampftage (1. Mai, Antikriegstag, Umweltkampftag und Internationaler Frauen-
    tag). Neu wurde die Idee eines internationalen Kampftags der Bergarbeiter geboren!
  4. 4. Das bewährte Team der Internationalen Koordinierungsgruppe (ICG) wurde bestä-
    tigt (Kumpel aus Peru, Kolumbien, Philippinen, Indien, Marokko, Kongo, Kasachstan
    und Deutschland) und ergänzt durch einen Kumpel aus der Ukraine, der wegen des
    Kriegs nicht persönlich da sein konnte. Eine neue Errungenschaft ist die Wahl von Ver-
    tretern. Gegründet wurden vier Vorbereitungsgruppen für Kontinentalkonferenzen.
  5. 5. Wir Bergleute wissen: in der Arbeit und im Kampf muss man sich aufeinander verlas-
    sen können! Die mitreißende Kultur der Konferenz mit begeisternden Kulturabenden
    waren Verbrüderung pur und stärken die feste Freundschaft und Vertrauensgrundlage
    untereinander.
  6. 6. Alleine können wir nicht gewinnen, wir brauchen viele und starke Bündnispartner. Das
    erlebten wir hier in beeindruckender Teilnahme von Delegationen der Stahl-, Hafen-
    und Automobilarbeiter, der kämpferischen Umwelt-, Frauen- und Jugendbewegung.
    Ihre Beiträge und Solidarität bereicherten die Konferenz.
  7. 7. Die neu beschlossene Bildung einer antiimperialistischen Plattform der Bergleute
    innerhalb der internationalen Bergarbeiterkoordinierung gibt jedem einzelnen bzw. den
    einzelnen Organisationen die Möglichkeit, die starke Kraft der Arbeiter in eine antiimpe-
    rialistische und antifaschistische »United Front« einzubringen und gemeinsam mit allen
    Unterdrückten die imperialistischen Verursacher der Krisen der Welt zu bekämpfen,
    ohne dass das für alle verpflichtend ist.
  8. 8. Die Konferenz war selbst organisiert und klappte reibungslos! Wir bedanken uns bei
    250 Helferinnen und Helfern, die uns verköstigt, gepflegt und gehegt haben!
  9. 9. Spendensammlungen, ehrenamtliche Arbeit, partnerschaftliche Unterstützung – all das
    gewährleistet die finanzielle Unabhängigkeit der Konferenz. Sie erreichte sogar noch
    einen Überschuss von mindestens 10.000 €, die ein erstes Polster für die künftige Ar-
    beit sind.
  10. 10. Eins steht fest: In vier bis fünf Jahren wird die 4. Internationale Bergarbeiterkonferenz
    stattfinden.
    Übernehmen wir Verantwortung füreinander und den gesellschaftlichen Fortschritt
    für uns, für unsere Kinder, für die Arbeiter aller Länder und die gesamte Menschheit!

(einstimmig beschlossen)

s1 Belarus, Deutschland, Dominikanische Republik, Georgien, Guinea, Indien, Indonesien, Kamerun,
Kasachstan, Kolumbien, Kongo, Marokko, Peru, Philippinen, Südafrika, Togo, Tunesien, Türkei, Uganda,
s2 Titel der Foren:
1.) Bergarbeiter gegen Krieg und Faschismus,
2.) Für die Einheit des Kampfs für Umwelt und Arbeitsplätze,
3.) Bergarbeiterlöhne, Renten und der Kampf für höhere Löhne und Renten
4.) Der Kampf gegen die Politik der verbrannten Erde der RAG (früher Ruhrkohle AG)
5.) Situation, Bedingungen und Ausbeutung von minderjährigen Jugendlichen
6.) Kampf um Gesundheitsschutz, für soziale Absicherung der Bergleute
7.) Lebensverhältnisse, Frauen und Familien
8.) Bergarbeiter und Sozialismus
9.) Höherentwicklung der Koordinierung und Kooperation der Bergleute weltweit