Weltweit einzigartig: ein Bergwerk ganz in Frauenhand

Das Minengeschäft ist ein Männergeschäft – nur zehn Prozent der Bergleute sind Frauen. Anders im Bergwerk Zimbaqua in Simbabwe: Die einzige Frauenmine der Welt, betrieben von starken Frauen, die ihren Lohn in ihre Familien investieren. Die Frauen bauen die weltweit begehrten Aquamarine ab. Die Mine liegt mitten in einem Landwirtschaftsgebiet. Wo einst zehntausend Großbauern lebten, werden die Felder heute von den Einheimischen bestellt. Auf den Tabak- und Maisfeldern leisten Frauen die harte Arbeit.

Rutendo Chigwajara, eine 42-jährige geschiedene Mutter von drei Kindern, ist jene Frau, die die beiden Besitzer ursprünglich zur Anstellung von ausschließlich Frauen inspirierte. Dagegen gab es von den Männern zuerst Widerstand. Was verständlich ist, denn in Simbabwe gibt es kaum Arbeit im formalen Sektor und schon gar nicht in diesem Gebiet, das nur durch Schotter- und Feldstrassen erschlossen ist, die in der Regenzeit oft überflutet sind. Aquamarine werden im Tagbau geschürft. Zurzeit gibt es zwei offene Gruben. In der Regenzeit sind sie meist mit Wasser gefüllt, welches es abzupumpen gilt. Denn Aquamarine in richtig guter Qualität finden sich nur in den tieferen Gesteinsschichten. Während Die Managerin und Sicherheitsexpertin der Mine, Rumpi Gwinji, schärft täglich den 23 versammelten Arbeiterinnen die Sicherheitsregeln ein und verkündet das Tagesprogramm. «Es ist das erste Mal, dass ich ausschließlich mit Frauen arbeite. Anfangs war das schon etwas seltsam», sagt sie, «doch mittlerweile muss ich sagen, dass ich es wunderbar finde. Die Frauen sind in ihrer Leistung sehr konsistent. Sie sind harte Arbeit gewohnt, oft singen sie dabei.» Rutendo Chigwajaras ist begeistert, nur mit Frauen zusammenzuarbeiten. «Wir können über das reden, was uns beschäftigt, unsere Kinder, die Männer. Zudem können wir das Geld so einsetzen, wie wir wollen, nämlich für unsere Familien», sagt sie in einer Verschnaufpause. Sie hat sich zur stellvertretenden Managerin hochgearbeitet, doch packt sie lieber an, als die Arbeit zu delegieren. Zudem ist sie für den Kompressor zuständig, der die Pressluftbohrer anfeuert. «Ja, natürlich haben die Männer uns anfangs belächelt und waren überzeugt, dass wir diese Arbeit nicht machen können», sagt Itayi Jacob in der Mittagspause. Sie sitzt mit ihren Kolleginnen in einem selbstgebauten offenen Gebäude und isst Maisbrei. Die 28-jährige Jacob ist die Tochter des lokalen «Chiefs», also einem der Männer, die in die Inbetriebnahme der Mine eingewilligt haben. Seine Tochter ist die einzige der Familie, die verdient. Deshalb ist der rüstige 72-Jährige stolz auf seine Tochter, zumindest heute. «Zu Beginn war die Vorstellung, dass in der Mine nur Frauen arbeiten, schon sehr befremdend», lacht er. Ihm ist durchaus bewusst, dass die Frauenmine eine kleine Revolution unter den Frauen auslösen kann, da diese nun nicht mehr abhängig sind von ihren Männern. «Es gibt schon einige Frauen, die jetzt sagen, dass sie nicht mehr heiraten wollten, ja gar keinen Mann mehr brauchten, aber diese sind zum Glück in der Minderheit», meint er. Auch wenn ihr Vater sich als Patriarch darstelle, so respektiere er seine Tochter heute viel mehr als früher und höre ihr zu. «Mein Selbstbewusstsein ist enorm gestiegen, heute lasse ich mir wirklich nicht mehr alles bieten», betont sie, ihre Stimme laut und kräftig. Bis heute werfe die Mine noch keinen Profit ab, die Covid-19-Pandemie, die kurz nach dem Start ausbrach, habe das Unterfangen zusätzlich erschwert. Dass hier nur Frauen arbeiteten, habe sich aus der Situation gegeben. «Die Frauen in dieser Gegend wollten das, also haben wir nur Frauen angestellt.» Ist eine Grube ausgeschöpft, wird sie wieder gefüllt und bepflanzt. Eine nachhaltige Mine in jeder Hinsicht.