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USA: Artikel zum Streik bei Warrior Met Coal

Solidaritätsbesuch bei dem längsten Streik in der Geschichte Alabamas/USA Unser Solidaritätsbesuch als Unterstützer der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz bei den Kumpels von Warrior Met Coal in Brookwood im Süden der USA, im Staat Alabama, fand statt, kurz bevor der Streik nach fast zwei Jahren beendet wurde. Der Streik begann am 1. April 2021 und wurde von der Bergarbeitergewerkschaft United Mine Workers (UMWA) für einen neuen Tarifvertrag geführt.

Die Kumpel fordern die Rückkehr zu den Löhnen, der Krankenversicherung und Altersversorgung die sie bis 2016 erhielten. Damals hatten sie aufgrund einer Insolvenzankündigung des Konzerns auf einen Teil des Stundenlohns und Leistungen zeitweilig verzichtet. Nach der Übernahme des Konzerns durch BlackRock und andere Investmentfonds und erneut wachsender Profite, fordern die Kumpel und ihre Gewerkschaft die Rückkehr zu den früheren Vertragsbedingungen. Ein weiterer Beweggrund waren die Arbeitsbedingungen mit extrem langen Schichten und kaum feste Urlaubstage. Der Streik wurde mit großer Härte und Ausdauer geführt. Die Gewerkschaft hat sich als Kampforganisation betätigt. Dies war verbunden mit einer Welle der Solidarität aus dem ganzen Land, von anderen Gewerkschaften und fortschrittlichen Kräften. Die Kumpels kämpften gemeinsam, egal ob Weiße oder Schwarze, unabhängig von ihrer sonstigen politischen Orientierung und mit großer Unterstützung und Opferbereitschaft ihrer Familien. Dies war ein bedeutender Teil eines in den USA auf breiter Front erwachenden gewerkschaftlichen Bewusstsein. Vielfältige Gespräche und Solidaritätsadresse auf großer Gewerkschaftsversammlung Nach unserer Ankunft am 28. Februar, einer herzlichen Begrüßung und einem Gespräch mit Larry Spencer, dem District-Verantwortlichen und Mitglied des UMWA-Vorstandes, organisierte man für uns einen Besuch bei Streikposten und bei einem Denkmal für die 2001 bei einem Bergwerksunglück auf der Mine in Brookwood gestorbenen 13 Kumpel. Wir besuchten auch die Einrichtung einer Auxiliary (Hilfsorganisation). Dort wurden Kleider, Essen und Hygieneartikel an die Familien der Streikenden verteilt, alles aus Spenden. Am 1.3. fand eine große Gewerkschaftsversammlung statt, nachdem der UMWA-Vorstand die Beendigung des Streiks ab dem 2.3. beschlossen hatte. An dieser nahm auch der UMWA-Vorsitzende Cecil Roberts teil. Alle waren gespannt, wie die Entscheidung über die Beendigung des Streiks aufgenommen wird. Es war offentlichtlich, dass es darüber auch kontroverse, mit vielen Emotionen verbundene Meinungen gab. Eigentlich war dies eine interne Gewerkschaftsversammlung, an der ca. 500 Gewerkschaftsmitglieder teilnahmen. Dennoch gab man uns die Möglichkeit am Anfang daran teilzunehmen. Der Versammlungsleiter wies am Anfang auf die notwendige Streitkultur hin, sich zuzuhören, nicht zu fluchen usw. Er hätte eine „schöne Aufgabe“, unsere Teilnahme und den Beitrag aus Deutschland anzukündigen. Wir stellten uns als Unterstützer der Internationalen Bergarbeiterkonferenz und Aktivisten der neuen Friedensbewegung vor, hielten einen kurzen eigenen Beitrag und trugen eine Solidaritätsadresse von Andreas Tadysiak von der Internationalen Bergarbeiterkoordinierung vor. Außerdem sangen wir das Lied „Glück auf, der Steiger kommt“ und übergaben eine kleine Lore zum Spendensammeln für die Konferenz und das Buch „Was bleibt“ über den Opel-Streik. Die Solidaritätsadresse enthält auch eine Einladung zur Teilnahme an der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz Ende August in Thüringen. Der Beitrag wurde sehr aufmerksam verfolgt, nach jedem Teil gab es Beifall, am Schluss standen viele aus Anerkennung auf und einige haben sich danach persönlich bedankt. Das war auch für uns sehr bewegend. Der Streik ist beendet, aber der Kampf geht weiter! Nach Berichten verschiedener Teilnehmer der Gewerkschaftsversammlung verlief diese im weiteren im gegenseitigen Respekt. Eine Kollegin äußerte: „Die Stimmung ist eine Mischung zwischen Enttäuschung und Erleichterung.“ Eine Abstimmung über die Streikbeendigung findet bei der UMWA nicht statt, darüber entscheidet der Gewerkschaftsvorsitzende. Es wird 2-4 Wochen dauern bis die meisten wieder an die Arbeit gehen. Die allermeisten werden erhobenen Hauptes an die Arbeit zurückkehren. Es gibt auch einzelne Stimmen unter den Aktivisten, welche die Beendigung des Streiks, ohne einen neuen Vertrag zu haben, als eine Niederlage bewerten. Zur Beurteilung der Streikbeendigung sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Mit großem Aufwand hatte Warrior Met in anderen US-Staaten Streikbrecher angeheuert und konnte die Produktion zum größeren Teil aufrecht erhalten. Gleichzeitig stieg der Preis für metallurgische Kohle auf dem Weltmarkt, wodurch die Profite trotz gesunkener Produktion stieg. Die UMWA und die Kumpel waren auch damit konfrontiert, dass es viele Gerichtsbeschlüsse gegen den Streik gab. Zum Beispiel wurde die Anzahl der Teilnehmer an den Streikposten stark beschränkt. Die Polizei hat Streikbrecher eskortiert und ist nicht dagegen vorgegangen, als Streikbrecher von Autos angefahren wurden. Die Massenmedien haben kaum über den Streik berichtet, wenn, dann dagegen. Über das Internet wurde eine große Hetze gegen den Streik verbreitet. Für die Familien der Kumpels wurde es trotz Streikgeldern immer schwerer, die finanziellen Lasten zu tragen. Ein Gewerkschaftsvertreter betonte: „Der Kampf wird weitergehen. Wir ändern unsere Strategie...Wir haben zwar keinen neuen Vertrag erreicht, aber es stehen den Kollegen jetzt verschiedene Leistungen zu, welche die Streikbrecher bekommen haben. Ohne die große Solidarität hätten wir das nicht durchstehen können. Wir wollen das jetzt möglichst viele wieder zurückgehen, sie haben nach den bestehenden Gesetzen ein Recht darauf an die Arbeit zurückzukehren. Das wird dazu führen, dass viele oder die meisten Streikbrecher wieder gehen müssen.“ Die Gewerkschaft wird dagegen klagen, dass Warrior Met angekündigt hat, das Recht auf Rückkehr zur Arbeit für 41 Streikaktivisten zu ignorieren. Das sind politische Entlassungen und fordern die Solidarität heraus! Einladung zur Internationalen Bergarbeiterkonferenz Als Bestandteil unseres Auftretens auf der Gewerkschaftsversammlung konnten wir auch einen Termin und Ort für eine weitere Information über die Konferenz am nächsten Tag in einem UMWA-Local bekannt machen, woran einige Gewerkschaftsmitglieder und Frauen von der Hilfsorganisation teilnahmen. Einige würden gerne teilnehmen. Auch der UMWA-Vorstand wird darüber beraten und entscheiden. Die Frau eines Streikaktivisten, sagte ausdrücklich: „Selbst wenn ich vorher gewusst hätte, dass der Streik nicht das gewünschte Ergebnis erreicht, hätte ich mich nicht anders entschieden.“ Die Kumpels von Warrior Met Coal haben mit ihrem fast zweijährigen Streik ein neues Kapitel in der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung der USA geschrieben.