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Brasilien: Abholzung Amazonas schreitet rasend schnell voran und führt zu Hunger, sexueller Gewalt und Krankheit in indigenen Gebieten

Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes in Brasilien hat im April erneut ein Rekord-Niveau erreicht. Nach offiziellen Satellitendaten der brasilianischen Raumfahrtbehörde wurden innerhalb eines Monats mehr als 1000 Quadratkilometer Wald abgeholzt. Für den Monat April lag der bisherige Höchstwert bei 580 Quadratkilometern. Er war im vergangenen Jahr erreicht worden. Der Höchstwert beunruhigt Umweltschützer besonders, weil der April eigentlich noch zur Regenzeit im Amazonasgebiet gehört.

Die Abholzung des Amazonaswaldes legte vor allem während der Amtszeit von Präsident Bolsonaro kräftig zu. Dieser sieht im Amazonasgebiet ungenutztes wirtschaftliches Potenzial und will noch mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Der Bergbau im Amazonasgebiet führt zu Hunger, sexueller Gewalt und Krankheit in indigenen Gebieten. Nachdem ein junges Yanomami-Mädchen von Bergarbeitern vergewaltigt und getötet wurde, wurde jetzt erstmalig beschlossen diesen Fall von seiten der brasilianischen Abgeordnetenkammer zu untersuchen. "Es ist wirklich beängstigend", klagt Júnior Hekurari Yanomami, der Präsident des Bezirksrats für indigene Gesundheit der Yanomami und Yak‘wana (Condisi-YY), "Wir haben Angst vor noch mehr Toten". Noch immer ist er auf der Suche nach 25 Personen. Das spurlose Verschwinden der Gruppe ist jedoch für Hekurari ein Grund zur Besorgnis. Immer wieder kommt es von Seiten der Arbeiter zu Bedrohungen oder Angriffen gegen indigene Gemeinden. Im aktuellen Fall gaben Indigene aus dem Nachbardorf an, die Arbeiter hätten gedroht, die ganze Gruppe zu töten, wenn sie über die Vorfälle reden würde. Die Gewalt gegen junge indigene Mädchen und Frauen ist in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. "Indigene Frauen werden massakriert, ohne dass die Gesellschaft und der Staat wirksame Maßnahmen ergreifen, um das Zeitalter der Menschenrechte für alle zu erreichen", mahnt die Juristin des Obersten Bundesgerichtshofs, Cármen Lúcia. Sie fordert eine strikte Bestrafung für Täter, solche "Perversitäten" sollten nicht "normale Tatsachen des Lebens" sein. Laut dem Bericht hat sich der illegale Bergbau in der Region in den Jahren 2016 bis 2021 um 3.350 Prozent erhöht. Indigene beklagen, dass dies zu einem Anstieg von Malaria-Fällen und Lebensmittelknappheit führe. Besonders die Verschmutzung der Umwelt mit Quecksilber bereitet ihnen Probleme: Sie nehmen das Nervengift durch ihre Nahrung auf, was dazu führt, dass immer mehr Personen unter Quecksilbervergiftungen leiden. Auch die sexuelle Gewalt gegenüber indigenen Mädchen und Frauen ist dokumentiert. So häufen sich die Berichte, dass Mädchen und Frauen alkoholisiert oder unter Drogen gesetzt und anschließend vergewaltigt werden. Vermehrt kommt es auch zur Übertragung von sexuellen Krankheiten. Allein vergangenes Jahr sind 100 Yanomami nachweislich an den Folgen von illegalem Bergbau gestorben.