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Simbabwe: Bergarbeiterfrauen: Ein Projekt der Nachhaltigkeit in Frauenhand

Im Norden Simbabwe liegt die Zimbaqua-Mine, dutzende Frauen schürfen in einer Grube nach Aquamarinen. Von den Frauen der Mine kann man viel lernen: Zusammenhalt und den Wert von Unabhängigkeit als Frau und Mutter. Es ist die erste Mine Afrikas, in der ausschließlich Frauen arbeiten. Die Frauen wollten nicht mehr arbeitslos und vom Lohn der Männer abhängig sein. 35 Arbeiterinnen beschäftigt Zimbaqua inzwischen. Früher konnte Anatolia – wie die meisten Frauen - die Schulgebühren für ihre Kinder nicht bezahlen.

Heute arbeitet Anatolia Mapfumo als Managerin bei Zimbaqua. Früher ging sie Goldwaschen, mit spärlichen Erträgen. Wann immer das Geld nicht reichte, mussten ihre drei Kinder zu Hause bleiben. Eine Schulpflicht gibt es in Simbabwe nicht. So entsteht ein Teufelskreis: kein Geld, keine Bildung, kein Job, kein Geld. Während der Corona-Pandemie stand der Betrieb wochenlang still. Die Frauen haben 50 Tonnen Aquamarin gefunden, doch nur zehn Kilogramm davon hat Edelstein-Qualität. Die Motivation der Frauen mindert das nicht. Seit kurzem hat das Team einen Bagger, die Frauen müssen nicht mehr mühsam mit Hammer und Pickel arbeiten. „Wir können nun viel effizienter vorgehen und uns darauf konzentrieren, nach Edelsteinen suchen. Das wird uns hoffentlich dabei helfen, schnell neue Vorräte zu finden“, sagt die Minen-Koordinatorin Gwinji. In der Mine verdienen die Arbeiterinnen je nach Dienstgrad mindestens rund 200 US-Dollar im Monat. Zum Vergleich: Der Mindestlohn für Farmarbeiter:innen liegt – abhängig vom jeweiligen Wechselkurs – bei monatlich rund 24 US-Dollar. Die Mine kommt für die medizinische Versorgung der Frauen und ihrer Familien auf. Allein dadurch habe sich ihr Leben verändert, erzählt die Arbeiterin Esther Chiroroma. Ihr Mann ist von der Hüfte abwärts gelähmt, von Jahr zu Jahr ging es ihm schlechter. „Seit ich bei Zimbaqua arbeite, kann er endlich behandelt werden“, sagt Chiroroma. Minen-Koordinatorin Gwinji erzählt: „Ich habe endlich ein regelmäßiges Einkommen und bin finanziell unabhängig.“ Ihr Alltag sei nun nicht mehr überschattet von der Sorge, wie sie die Schulgebühren für ihre Tochter auftreiben soll. Gwinji ist alleinerziehend, wie viele der Arbeiterinnen bei Zimbaqua. Fragt man sie, was sie sich für ihre Kinder wünschen, fällt ein Begriff immer wieder: gute Bildung. Sobald die Mine profitabel ist, sollen die Frauen eigenen Schmuck herstellen. Jeder Eingriff in die Umwelt hinterlässt Spuren. Und gefährdet auch in der Karoi-Region eine weitere Ressource: die fruchtbaren Böden. „Für viele Bergbaukonzerne hat die Umwelt keine Priorität“, sagt Gwinji. Bei Zimbaqua bilden fünf Frauen ein „Umweltteam“. Vor den Arbeiten sammeln sie Samen aus der Umgebung, die anschließend in eine Saatgut-Bank gelangen. Wenn eine Grube wieder geschlossen wird, pflanzt das Team die Samen, sodass dort neues Leben entstehen kann. Auf Chemikalien verzichtet Zimbaqua bei allen Arbeitsschritten. „Wir wollen die Natur und Umwelt immer erhalten“, sagen die Arbeiterinnen. Im anliegenden Gemüsegarten baut das Team Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch an; auf einem fünf Hektar großen Feld Mais. Im Obstgarten gedeihen Früchte wie Bananen, Guaven und Avocados. Die gesamte Ernte geht an die Arbeiterinnen und ihre Familien. Die Arbeiterinnen betonen, dass sie mit dem Minen-Projekt noch ganz am Anfang stehen. An ihren Visionen halten sie fest: Sobald das Unternehmen profitabel ist, wollen sie ein Ausbildungszentrum schaffen. Dort können die Frauen lernen, Edelsteine zu schleifen und Schmuck herzustellen. Außerdem soll im Dorf eine Kinderklinik und eine Vorschule entstehen. In der Kolonialzeit war der Bergbau immer eine tragende Säule. Europäische Konzerne ließen die Rohstoffe meist von billigen Arbeitskräften schürfen – und verkauften sie zu hohen Preisen ins Ausland. Was der lokalen Bevölkerung vom Ressourcenreichtum blieb, war häufig nicht mehr als Hungerlöhne und zerstörtes Land. Simbabwe ist eines der ärmsten Länder der Welt. Jahrzehnte unter der Herrschaft von Robert Mugabe haben Spuren hinterlassen. Die Infrastruktur ist marode, hohe Arbeitslosigkeit, Hyperinflation und Nahrungsunsicherheit. Die Corona-Pandemie und Naturkatastrophen wie der Zyklon Idai haben die Situation weiter verschärft. Nach Angaben der Weltbank lebten 2021 mehr als 40 Prozent der Bevölkerung unterhalb der extremen Armutsgrenze. Das heißt: In Simbabwe muss jeder zweite Mensch heute pro Tag mit 1,80 US-Dollar oder weniger zurechtkommen. Dabei ist das Land reich an Rohstoffen wie Gold, Platin, Lithium, Diamanten und anderen Edelsteinen.